Die oft nur auf den Erdölsektor reduzierte Islamische Republik Iran werde ihr Bruttoinlandsprodukt von 387,6 Mrd. US-Dollar (2015) dieses Jahr auf voraussichtlich 416 Mrd. US-Dollar steigern. Im ersten Quartal 2016 betrage des Wirtschaftswachstum des Iran acht Prozent. Außerdem setze der Iran die begonnenen Reformen entschlossen um.
Majedi wies vor 100 Unternehmern im Beisein u. a. von Sachsen-Anhalts Finanzminister André Schröder auf die dramatischen Auswirkungen des Wirtschaftsembargos für den Iran hin. Seit 2006 war der Handel mit dem Iran als Reaktion auf das iranische Nuklearprogramm durch Sanktionen der Vereinten Nationen, der USA und der Europäischen Union stark eingeschränkt. Erst am 14.07.2015 hatten sich die fünf ständigen Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrates und Deutschland mit dem Iran auf die Rahmenbedingungen eines iranischen Atomprogramms geeinigt, das die schrittweise Aufhebung des Embargos vorsah. Seit dem 16.01.2016, so Majedi, sei das Wirtschaftsembargo weitgehend außer Kraft gesetzt, was gerade kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen vielfältige Marktchancen im Handel mit dem Iran eröffne.
Majedi sprach wiederholt den sehr guten und vertrauenswürdigen Ruf von „Made in Germany“ und das vormalige Außenhandelsvolumen der Bundesrepublik mit dem Iran an. So sei Deutschland vor Inkrafttreten der Sanktionen 2006 mit einem Außenhandelsvolumen von bei 4,85 Mrd. Euro einer der beiden stärksten Handelspartner des Iran gewesen. Auch die Industriestruktur des Iran baue auf deutschen Strukturen auf.
Der größte Anteil am Handel mit dem Iran entfiel zwischen 2001 und 2014 auf deutsche Exporte. Die Importe aus dem Iran umfassten stets nur 10 bis 20 Prozent des gesamten deutsch-iranischen Außenhandels. Majedi warb dafür, dieses Missverhältnis durch Investitionen im Iran zu korrigieren. „Der Iran besteht nicht nur aus Teheran, Maschhad und Isfahan. Deutsche Zulieferer-Betriebe sind sehr wichtig für Iran. Wir wollen die Autoteile nicht nur im Iran montieren, sondern sie selber im Iran herstellen.“ Beispielhaft für das Vertrauen in die gute Ausbildung iranischer Ingenieure und Facharbeiter, aber auch niedrige Arbeits- und Energiekosten im Iran sei das unterfränkische Unternehmen Knauf, das in Teheran weitere 50 Mio. Euro in die inzwischen dritte Niederlassung des bestehenden Werks für Gipskarton und Gipsputze investiere. So hätten seit Ende der Sanktionen bereits 50 deutsche Firmen neue Büros im Iran eröffnet.
Als größte Herausforderungen des Iran nannte Majedi den veralteten Maschinenpark, den Fahrzeugbau, die Gesundheitswirtschaft sowie das Wasser- und Abwasser-Management im Iran. „Deutschland hat zuviel Wasser, wir haben zuviel Öl und Gas. Nur haben wir dafür nicht die richtige Verwendung.“ Er rief klein- und mittelständische Unternehmen aus Sachsen-Anhalt gerade aus den Bereichen der Energie-, Gesundheits- oder Wasserwirtschaft dazu auf, sich im Iran zu engagieren.
Dr. Frank Geilfuß, Chefanalyst der Bankhaus Löbbecke AG, Berlin, wies im anschließenden Podiumsgespräch darauf hin, dass das Umfeld für Finanztransaktionen mit dem Iran nach wie vor schwierig sei, da das Rating eines Staates an feste Bewertungskriterien, Bonitäten und Kreditsicherheiten gebunden sei. Eine Bonität für Staatsanleihen des Iran sei derzeit bei keiner Rating-Agentur zu bekommen. Hier verwies Majedi an die Deutsch-iranische Handelsbank in Hamburg, die bei allen Finanztransaktionen wertvolle Hilfe biete.
Bernhard Dohmann, Leiter von JENOPTIK Traffic Solutions, Mannheim, sprach von einer Goldgräber-Stimmung im Iran. Die JENOPTIK Robot GmbH liefere seit vielen Jahren stationäre Systeme und Geschwindigkeitsmessgeräte in den Iran. „Die Industrie im Iran ist sehr interessiert und gut vorbereitet für Investitionen.“
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