Standortanalyse der MIT Baden-Baden/Rastatt: Eine starke Region braucht eine starke Wirtschaft

Datum des Artikels 14.02.2017
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Erstmals konnten die Unternehmer im Landkreis Rastatt und im Stadtkreis Baden-Baden im Rahmen einer Meinungsumfrage zu ihrem Wirtschaftsstandort Stellung beziehen. Insgesamt 131 Unternehmer haben sich an einer Standortumfrage der MIT Baden-Baden/Rastatt beteiligt.

In der Pressekonferenz mit den lokalen Medien stellte die Kreisvorsitzende der MIT Baden-Baden/Rastatt, Dr. Anemone Bippes, zusammen mit dem Bezirksvorsitzenden der MIT Nordbaden Rolf Buttkus sowie den stellvertretenden MIT-Kreisvorsitzenden Klaus H. Kober und Dirk Walter die Ergebnisse der Umfrage vor. Die MIT Baden-Baden / Rastatt wollte erfahren, wo den Unternehmern der Schuh drückt. „Die MIT versteht sich als Sprachrohr des Mittelstandes. Die Ergebnisse der Umfrage dienen vor allem der MIT selbst. Wir wollen uns um die Themen kümmern, die den Unternehmern in unserer Region unter den Nägeln brennen. Mit 131 befragten Unternehmern konnte eine weitgehend repräsentative Datengrundlage geschaffen werden“, so Dr. Anemone Bippes, Vorsitzende der MIT Baden-Baden / Rastatt.

Wir leben in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen in Europa. Der Mittelstand ist das Herz unserer Wirtschaft. Er ist Motor für Wachstum und Beschäftigung. Die Akzeptanz und der Erhalt der Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft sind für den Mittelstand gelebte Wirklichkeit. Rund vier Millionen Selbständige und mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich in Deutschland für ihre Kundschaft im In- und Ausland: in der Industrie, im Handwerk, Handel, Tourismus, den Freien Berufen und weiteren Dienstleistungen. Um den „German Mittelstand“ beneidet uns die ganze Welt. Der Mittelstand sorgt für Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Und das in guten wie in schlechten Zeiten. Mittelständische Unternehmer übernehmen Verantwortung und sorgen für dauerhafte Arbeitsplätze. Sie schaffen Werte und sorgen mit Kreativität und Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Immer wieder unterstreicht Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung des Mittelstandes als stabilisierenden Faktor unserer Wirtschaft. Sie macht deutlich, dass die Familienunternehmen, die Mittelständler in Deutschland, eine der zentralen Säulen unseres Wohlstands sind. In Deutschland gibt es rund 4 Millionen kleine und mittlere Unternehmen. Ohne diese Unternehmen ist Wachstum nicht denkbar. Sie sind Wachstumsmotor, bilden unsere jungen Menschen aus und schaffen regionale Wertschöpfungsketten. Deutschland hat 2009 die stärkste Rezession der Nachkriegsgeschichte erlebt. Dies ist nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt geblieben - trotz des Bemühens vieler Unternehmen, ihre Fachkräfte zu halten. Der Mittelstand hat in der Krise vergleichsweise weniger Arbeitsplätze abgebaut als andere Unternehmen.

„Wir fordern, dass die Politik die Interessen der mittelständischen Unternehmen ernst nimmt, positive Anreize und geeignete Rahmenbedingungen schafft sowie unnötige Bürokratie vermeidet“, fasst Dr. Anemone Bippes die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Zur MIT-Standortanalyse: Hervorzuheben ist, dass 44 Prozent der befragten Unternehmer in den nächsten Jahren eine Erweiterung planen. Die Entwicklung ihres Standorts in den vergangenen fünf Jahren bewerten die Unternehmen mit der Note 2,4. Die Entwicklungsperspektive für die kommenden fünf Jahre bewerten die Unternehmer mit der Note 2,5. Das sind großartige Perspektiven für unsere Region! Mit der Gesamtnote 3,9 erhalten die Gewerbesteuerhebesätze eine weniger gute Note. In Baden-Baden erhielt der Gewerbesteuerhebesatz die Note 4,2, in Rastatt und Bühl jeweils die Note 3,7. Der Gewerbesteuerhebesatz bewegt sich vor allem in Rastatt (390) und Baden-Baden (390) auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz in Baden-Württemberg beträgt 349,6; der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz im Regierungsbezirk Karlsruhe beträgt 347,7. Allzu schnell wird bei unausgeglichenen Haushalten der Städte und Gemeinden an den Steuer- und Abgabeschrauben gedreht, so als hätte man kein Ausgaben- sondern ein Einnahmeproblem. Hier wünscht sich die MIT Zurückhaltung und mehr Weitsicht im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit unserer Region.

Insgesamt werden bei den Fragen zu Flächen, Kosten und Verkehrsinfrastruktur vorwiegend nur ausreichende Noten vergeben. Dies macht eine grundlegende Unzufriedenheit der Unternehmer deutlich. Das betrifft insbesondere die Verfügbarkeit und die Kosten von Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien. Wir erkennen hier die Bemühungen in den Kommunen und fordern, dass Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien sowie Wohnimmobilien auch in Zukunft verfügbar und bezahlbar bleiben.

Infrastruktur: Die gute Anbindung der Region Mittelbaden an das Fernstraßennetz und an den Schienenfernverkehr macht sich in den Antworten der Unternehmer bemerkbar. Damit dies so bleibt und insbesondere die Entwicklung des Flughafens Karlsruhe / Baden-Baden eine Erfolgsgeschichte bleibt, bedarf es dringend einer direkten Anbindung des Flughafens an die BAB5 und das Schienennetz. Dass die gute Entwicklung unseres Flughafens alles andere als selbstverständlich ist, macht die Situation der Regionalflughäfen Frankfurt-Hahn, Zweibrücken und Kassel mehr als deutlich. Deshalb muss vor allem die Autobahnanbindung absolute Priorität haben. Der überregionale Verkehr muss von der Autobahn direkt in den Baden Airpark geleitet werden, ohne dass kleinere Ortschaften passiert werden müssen. Wir sind davon überzeugt, dass eine bessere Infrastruktur der Attraktivität unseres Wirtschaftsstandorts insgesamt positive Impulse verleiht und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Die MIT Baden-Baden / Rastatt sucht das Gespräch mit der Politik sowohl auf der Landes- als auch auf der Bundesebene. Am 10. April 2017 besucht der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Norbert Barthle (CDU) unseren MIT Kreisverband. Anlass für die MIT, das Thema Infrastruktur und die Forderung nach einer besseren Anbindung des Flughafens Karlsruhe / Baden-Baden mit ihm zu besprechen.

Nicht überraschend ist die deutliche Unzufriedenheit über die Situation am Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Die Umfrage zeigt, dass wir dringend ein Zuwanderungsgesetz benötigen, dass seitens der Politik alles getan werden muss, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Unternehmen machen auch deutlich, dass sie eine Anbindung an eine Hochschule vermissen. Wir fordern deshalb eine Stärkung des Hochschulstandorts Baden-Baden. Auch könnte eine bessere Vernetzung mit der Technologieregion Karlsruhe Defizite unseres Standorts wettmachen.

Wenig überraschend ist die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der Verwaltung. Wir alle wissen - eine Verwaltung arbeitet anders als ein Unternehmen. Wichtig für das Zusammenleben ist jedoch, dass Verwaltung ihren Dienstleistungscharakter erkennt und effizient arbeitet. Verschwendung von Steuergeldern und unsinnige bürokratische Hürden sind dem Verhältnis „Wirtschaft – Verwaltung“ nicht dienlich. Wir wünschen uns mehr Verständnis für die Interessen von Unternehmen. Und deshalb haben wir uns sehr über die Worte von Oberbürgermeisterin Margret Mergen im Rahmen der MIT-Veranstaltung „Politik trifft Wirtschaft“ im Januar dieses Jahres in der Geroldsauer Mühle gefreut. Sie machte in ihrer Rede deutlich, dass sie die Wirtschaft in den Mittelpunkt ihrer Politik rücken wird. Die Veranstaltung war sehr gut besucht – was zeigt, dass die Unternehmer in der Region den Dialog suchen. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass die Zufriedenheit der Unternehmer mit der Wirtschaftsförderung nur in Bühl positiv benotet wurde. Insbesondere die Politik des Bühler Oberbürgermeister Hans Striebel (1997 bis 2011, CDU) trägt hier nachhaltig Früchte. Mit großer Weitsicht hat OB Striebel den Wirtschaftsstandort Bühl und die Interessen der Wirtschaft im Fokus seiner Politik gehabt. Eine wirtschaftsfreundliche Politik verbessert auch die Rahmenbedingungen für die Familien. Nur wenn wir die Betreuungsangebote für Kinder deutlich ausbauen und verbessern, stehen die Mütter dem Arbeitsmarkt verlässlich zur Verfügung. Mütter und Väter sind Arbeitnehmer. Sie benötigen bezahlbaren Wohnraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes.