MIT Meppen: Die Zeche zahlt der Autofahrer

Datum des Artikels 19.07.2022
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Die Mineralölkonzerne spielen ein böses Spiel mit den Kunden auch im Emsland. Sobald der Rohölpreis steigt, müssen die Verbraucher an den Tankstellen sofort mehr zahlen. Sinkt aber der Rohölpreis, halten es die Konzerne zum Leidwesen der Autofahrer sehr lasch und langsam. Die seit Monaten gestiegenen Preise für Benzin und Diesel treiben besonders in den Flächenlandkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim vielen Menschen Sorgenfalten auf die Stirn. Anders als in größeren Städten ist man hier auf das Auto angewiesen – sei es auf dem Weg zur Arbeit oder beim Einkaufen.

„Mehr Transparenz bei den Benzinpreisen“

Der Meppener Bürger Günter Reisner beobachtet die Preisspirale der Mineralöl- konzerne seit Jahren besonderssehr genau. Für ihn steht schon lange fest: „Die Benzinpreise variieren unabhängig von den Rohölpreisen zulasten der Verbraucher und zugunsten großer Unternehmen.“

Dabei weiß Reisner nur zu gut, wovon er spricht: Er führt seit 2002 täglich eine Statistik über die Entwicklung der Rohstoffpreise, in der er die Preise von Rohöl und Kraftstoff, jeweils ohne Steueranteil, ins Verhältnis setzt.

Reisner informiert den CDU-Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann über die Ungerechtigkeiten. Dieser berichtet in einer Pressemitteilung von vielen Anfragen aus seinem Wahlkreis zu diesem Thema: „Fleißige Arbeitnehmer machen sich große Sorgen.“ Gestiegene Preise an der Tankstelle und ein heftiger Anstieg der Energiepreise münden nach seiner Einschätzung in einer Inflation. Der CDU-Politiker sagt: „Menschen im Emsland streichen ihren dringend benötigten Sommerurlaub aus Sorge vor weiteren Preissteigerungen.“ Gemeinsam schreiben Reisner und Stegemann an das Bundeswirtschaftsministerium. In einem Antwortschreiben bestätigt der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Sven Giegold (Bündnis 90/Die Grünen), die Beobachtungen des Meppener Rentners. Der Benzinpreis habe sich zulasten der Verbraucher vom Rohölpreis entkoppelt.

Das heißt konkret: Wenn der Preis für Rohöl steigt, wird das Benzin teurer. Wenn der Rohstoffpreis allerdings sinkt, wird der günstigere Preis nur zum Teil an die Verbraucher weitergegeben.
Reisner schaut jeden Tag auf die Preise und rechnet vor: „Super 95 war im Durchschnitt des Monats Juni 2022 um 23,3 Cent und Dieselkraftstoff um 19,9 Cent überteuert.“ Die Quittung dieser Mogelpackung zahlen die Verbraucher an der Zapfsäule.

Auf diesem Weg flossen in die Kassen der Mineralölkonzerne nach seinen Berechnungen allein im Juni 2022 in Deutschland zusätzlich über eine Milliarde Euro.“ Günter Reisner, der zehn Jahre im Bundesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) und der dortigen Energiekommission aktiv war, stellt das Antwortschreiben aus dem Bundeswirtschaftsministerium nicht zufrieden. Gemeinsam mit Stegemann fordert er vor allem konkrete Lösungsmöglichkeiten. Auch Stegemann sagt: „Ein erster Schritt könnte sein, Preistransparenz herzustellen.“