Seit dem 1. Januar 2015 muss dem Großteil der Praktikanten der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Lediglich Pflichtpraktika und der überwiegende Teil der Praktika, die nicht länger als drei Monate dauern, sind von dieser Regel ausgenommen. Alle anderen Praktika müssen bei einer 40-Stunden-Woche also mit mindestens 1473 Euro brutto vergütet werden, zuzüglich weiterer Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber, was im Schnitt einer Verdopplung der Vergütung entspricht. Diese Regelung hat zur Folge, dass 26% der Unternehmen planen, keine der betroffenen Praktikanten mehr zu beschäftigen, 46% der Unternehmen auf Praktikanten ausweichen, die keinen Mindestlohn erhalten und 17% der Unternehmen weniger Praktikanten beschäftigen wollen - bei nur 11% der Unternehmen soll es keine Veränderungen im Vergleich zu 2014 geben. MIT-Vorsitzender Carsten Linnemann: „Wir haben nicht die Generation Praktikum, sondern in weiten Teilen das Praktikum selbst abgeschafft.“
Laut aktuellen Zahlen des ifo-Instituts in München sank der Anteil der Firmen, die freiwillige Praktika anboten von 70% auf 34%, bei Pflichtpraktika sank der Anteil von 62% auf 34%. Der Mindestlohn sorgt also dafür, dass Unternehmen oft nur noch Pflichtpraktika ausschreiben. Da Firmen nun vermehrt Pflichtpraktikanten suchen, gestaltet sich die Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen für Studenten ohne Pflichtpraktika schwierig. Für einen Teil der Studenten ist beispielsweise ein Praktikum im Bundesministerium für Arbeit und Soziales von Frau Nahles nicht möglich, da hier nur Pflichtpraktika ausgeschrieben werden. Jenovan Krishnan, Bundesvorsitzender RCDS und Mitglied des CDU Bundesvorstands: „Seit eineinhalb Jahren führt Andrea Nahles einen Kampf gegen die Generation Praktikum. Die Bilanz: Der Mindestlohn vernichtet reihenweise Praktikumsplätze. Hierbei sind vor allem Studenten die Leidtragenden. Wir fordern daher, dass der Mindestlohn für Praktikanten während des Studiums abgeschafft wird.“
Besonders im Vergleich mit anderen europäischen Studenten sind Deutsche daher oft im Nachteil, da viele Unternehmen vermehrt internationale Studenten bevorzugen, in deren Studienordnungen wesentlich häufiger Pflichtpraktika verankert sind. Das bereitet spätestens beim Berufseinstieg zusätzliche Probleme, da die meisten Unternehmen vermehrt Bewerber mit ersten Praxiserfahrungen suchen. Paul Ziemiak, Bundesvorsitzender der Jungen Union und Mitglied des CDU Bundesvorstands: „Wir brauchen Gesetze, die den Menschen dienen und nicht Gesetzte, die Menschen in ihrer Ausbildung behindern. Alles andere ist ideologische Politik - und zahlt sich für die Studierenden auf Dauer nicht aus.“
Empfehlen Sie uns!