MIT Bodensee und MIT Ravensburg besuchen das Holzwerk Baumann in Wangen im Allgäu

Datum des Artikels 13.04.2018
Basis aktuell

Eingeladen hat die FOWIK (Forum für Wissenschaft und Kultur Meersburg e.V.) auch Mitglieder der MIT-Kreise Bodensee und Ravensburg. Eine Führung durch die Anlagen, ein Vortrag über die Probleme der Betriebsverlagerung sowie über Brandschutzanforderungen sind inbegriffen.

Der Verein FOWIK (Forum für Wissenschaft und Kultur Meersburg e.V.) hatte eingeladen zu einer Besichtigung des Holzwerks Baumann in Wangen im Allgäu. Gerne haben die MIT Bodensee und die MIT Ravensburg die Einladung von FOWIK angenommen und so mit einigen Mitgliedern zum Besuchererfolg beigetragen. Herr Baumann selber (Unternehmer und Geschäftsführer der Holzwerke Baumann GmbH) empfing uns bei gutem Wetter und führte uns zunächst durch die weitläufige Außenanlage, auf der das teil- und fertigbearbeitete Holz gelagert wird. Die Dimensionen (ca. 100 000 qm Fläche) dieser Anlage beeindruckten die Besucher ordentlich. Immerhin gehört dieser Betrieb auch zu den ca. 60 großen Sägewerken in Deutschland; pro Jahr werden hier 110 000 Festmeter Holz (90% Fichte, 10% Kiefer) in Konstruktionsholz und Holz für die Verpackungsindustrie umgewandelt. Das rohe Holz (Stämme bis 21 m Länge) stammt aus der Umgebung (Umkreis von ca. 60 km), das bearbeitete Holz geht wiederum zur Verwendung bzw. Weiterverarbeitung in die Umgebung. Bei nachhaltigem Waldmanagement arbeitet somit in unserem Bereich ein Unternehmen, welches den nachwachsenden Rohstoff für vielfältige Anwendungen unter möglichst schonenden Bedingungen zur Verfügung stellt. Während der Führung konnten wir dann feststellen, welchen Aufwand das Unternehmen betreibt, um umweltschonend (z.B. durch Gebäudeüberbau sehr lauter Maschinen, durch umfassende Naturschutzmaßnahmen) und mit größtmöglicher Rücksicht auf das kleine Wohngebiet nebenan seine Arbeit zu verrichten. Computerunterstützt werden die angelieferten LKW-Ladungen (eine Ladung mit ca. 30 Stämmen von bis zu 21 m) in weniger als 13 Minuten entladen, in der Maschinenhalle vermessen und gekennzeichnet, vorbearbeitet (Entfernung von Wurzelanläufen) und optimiert auf geringstmöglichen Abfall in Abschnitte von ca. 3 bis 15 m je nach Auftrag geschnitten. Dies alles wird von einer Steuerwarte (siehe Bild 2) durch einen Mitarbeiter überwacht. Die nachfolgende Weiterverarbeitung erfolgt ebenfalls mit Computerunterstützung; die Stammabschnitte werden komplett vermessen und der beste Schnitt für Kanthölzer wird ermittelt und durchgeführt. Anschließend erfolgt je nach Auftrag die Weiterverarbeitung der Bretter oder Kanthölzer, wobei immer ein kompletter Auftrag in einem Zug die gesamte Bearbeitungskette durchläuft. Nach der Besichtigung berichtete Herr Baumann über die Schwierigkeiten, die sich durch die Komplettverlagerung des ehemaligen Hauptbetriebes von Langenargen in den Wangener Teilort Beutelsau ergaben. Angefangen vom Gewässerschutz (die Argen fließt direkt am Standort vorbei) über den Lärmschutz bis hin zum Brandschutz waren höchste Auflagen zu erfüllen. Insgesamt zog sich die Genehmigung in mehreren Abschnitten über mehr als 10 Jahre hin. Dies sollte für uns MIT-ler Anlass sein, die Dauer dieser Genehmigungsverfahren und die Auflagen mit unseren Mitgliedern zum wiederholten Male zu diskutieren; immer wieder erreichen uns Beschwerden, bei denen die betroffenen Unternehmen finanziell stark bis hin zur Insolvenz durch die Dauer des Genehmigungsverfahrens getroffen werden. In einem weiteren Vortrag legte der Brandschutzsach-verständige Dipl. Ing. Albeck dar, wie bei einem Betrieb mit so hohen Sachwerten eine Risikountersuchung stattfindet und welche immensen Anstrengungen vom Unternehmen getätigt werden müssen, um diesen zu genügen. Dabei wurde von den Zuhörern die Verhältnismäßigkeit von Risiko und Aufwand angesprochen, über die zur Zeit auch in der Politik diskutiert wird. Im Vergleich zu hauptsächlich Sachwerten zeigte Herr Albeck am Beispiel des Museums Humpis-Quartier in Ravensburg, bei dem er brandtechnisch mitwirkte, welche Prämissen in den Brandschutz einfließen, wenn es sich hauptsächlich um Personenschutz handelt. Die gut besuchte Veranstaltung gab den Besuchern einen tiefen Einblick in ein modernes Sägewerk. Mit den anschließenden beiden Vorträgen wurden die administrativen und letztlich politisch gegebenen Vorgaben beleuchtet, mit denen ein Betrieb heute konfrontiert wird und denen er genügen muss. Beide Vorträge werden sicherlich Inhalt nachfolgender Diskussion bei FOWIK und bei den beiden Kreisvereinen der MIT Bodensee und Ravensburg sein. Die MIT bedankt sich herzlich bei dem Holzwerk Baumann, bei den Herren Baumann und Albeck für die tolle Führung und die informativen Vorträge sowie insbesondere bei FOWIK dafür, dass wir mit eingeladen waren und teilnehmen durften.

Fotos:
Artikelbild 1       Halle mit Brandlöschanlage
Artikelbild 2       Steuerstand für die Vermessung und den Schnitt der Stämme
Artikelbild 3       v.l.n.r. Herr Baumann und Herr Albeck