Bei einer hochkarätig besetzen Podiumsdiskussion in Roth hat das Thema Automobilantrieb der Zukunft im Mittelpunkt gestanden. Es gab nicht nur informative Impulsreferate, sondern auch einen zum Teil sehr kontrovers geführten Austausch der jeweiligen Argumente. Wer ist sauberer: Diesel oder Benziner? Wie sieht der Automobilantrieb der Zukunft aus? Kann die Elektromobilität den Verbrennungsmotor ablösen oder wird er mit synthetischen Kraftstoffen weiterlaufen? Nicht erst der Dieselskandal hat all diese und viele ähnliche Fragen aufgeworfen. Er hat sie aber neu befeuert. Grund genug also, sich dazu die Meinung hochkarätiger Fachleute einzuholen.
Die Mittelstandsunion im Kreis Roth und Ihr Vorsitzender Hermann Hein hatten zur Podiumsdiskussion in das Rother Autohaus Waldmüller, dass auch sein 50-jähriges Bestehen feiert, eingeladen. Dabei hielten die Experten nicht nur Impulsreferate. Sie diskutierten auch untereinander heftig und beantworteten kritische Fragen der etwa 100 Besucher. Dr.-Ing. Stephan Neugebauer, Entwicklungsingenieur bei BMW und Vorsitzender von ERTRAC, einem Fachgremium, das die EU in Sachen Straßenverkehr berät: Mobilität ist das Herzstück des gesellschaftlichen und ökonomischen Lebens in Europa. Vor allem weil die Autoindustrie hier zwölf Millionen Arbeitsplätze bietet und jährlich 50 Milliarden Euro ausgibt, um Innovationsinvestitionen zu finanzieren. Die Elektrifizierung ist zwingend, um die von der EU geplanten Kohlendioxidreduzierungen zu erreichen. Sie muss billiger werden, eine größere Reichweite bieten und eine angenehmere Ladeprozedur. Dabei aber den Verbrennungsmotor völlig abzuschneiden, ist kompletter Unfug und nicht zu schaffen. Vielmehr muss er in Zukunft mit Hilfe synthetischer Kraftstoffe CO²-neutral arbeiten. In der Kombination der Technik mit elektrogetriebenen Fahrzeugen sind die EU-Vorgaben zu erreichen. Dr. Georg Gruber, Gesellschafter der Vereinigten Werkstätten für Pflanzentechnologie in Allersberg: Die deutsche Automobilindustrie kann nicht liefern. Es ist eigentlich ein Skandal, dass sie nur Diesel und Benziner anbietet. Der nächste Skandal ist die Diesel-Krise. Wenn die Fahrzeuge die Euro-Fünf-Norm einhalten würden, dann hätten wir kein Stickoxid-Problem. Ferner stoßen Benzin-Direkteinspritzer ohne Filter 10.000 Mal mehr Partikel aus als Diesel und mehr Kohlendioxid. Dr, Stefan Schlutius, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma ABL in Lauf, die Ladeinfrastruktur für E-Autos produziert: Ich bin heute Abend mit einem Elektromobil gekommen. Es gibt nichts schöneres. Wer einmal damit gefahren ist, wird es nicht mehr hergeben. Kleine Autos sind dabei das Richtige. Wir bieten hier Lösungen für jede Anwendung und verkaufen gegenwärtig weltweit 1200 Ladestationen pro Woche. Hier entsteht Zukunft, die für bessere Luft in den Städten sorgt und auch für 2040 werden 54% aller Autos als Hybrid oder vollelektrisch fahren!
Bei der anschließenden Diskussion prallten Stephan Neugebauer und Georg Gruber ziemlich aufeinander. Gruber warf den BMW-Vertreter vor, in Sachen möglicher Kohlendioxidreduzierung ausschließlich „Propaganda zu betreiben“. Neugebauer konterte entsprechend. „Was Sie in Sachen Diesel erklären, grenzt an Halbwahrheiten, so der Ingenieur, der insbesondere kritisierte, dass ältere Diesel stets an den neusten oder gar künftigen Emissionsgrenzwerten gemessen würden. Stefan Schlutius erklärte, es sei traurig, dass die Autobauer hierzulande nicht technologische Vorreiter auf dem Gebiet der E-Mobilität seien. „Die deutsche Industrie ist zu langsam“, erklärte er und griff auf einen drastischen Vergleich zurück, um das Potenzial technologischer Revolutionen zu beschreiben: „Die Segelschiffe konnten auch nicht überleben, weil die Dampfschiffe einfach schneller waren.“ Die zuständigen CSU-Abgeordneten blickten optimistisch in die Zukunft und lehnten Fahrverbote für Diesel-Autos ab. „Die richtig guten Motoren kommen aus dem Freistaat und die brauchen wir für vernünftige Konzepte in der Innenstadt“, erklärte der CSU-Landtagsabgeordnete Volker Bauer. Die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler plädierte, dafür „dass wir den Diesel noch lange fahren dürfen“.
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