Was in Grefrath klappt, muss nicht auch in Viersen gut gehen. Haben dort drei junge Flüchtlinge in einem Karosseriereparaturbetrieb eine Stelle gefunden, so berichtet hier Udo Jenniskes von gleich vier Fehlschlägen, die sein Vater Peter und er in ihrem Elektroinstallationsbetrieb erlebt haben. Zunächst kam ein junger Mann nur jeden zweiten Tage und dann gar nicht, weil er nach einer Party noch nicht wieder auf den Beinen war, dann schlug das Mindestlohngesetz zu, als ein junger Mann nach drei Monaten Praktikum nun weiter beschäftigt werden sollte. "Der ist bei uns ohnehin höher als im Gesetz vorgeschrieben, den konnten wir angesichts der Arbeitsleistung nicht zahlen", sagte Jenniskes und hörte dann den guten Rat, kein Praktikum, sondern gleich eine Ausbildung zu vereinbaren. Bei einer Zusammenkunft der MIT Viersen bedauerte der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, dass die vor der Sommerpause beschlossenen Regelungen des dritten Asylpakets noch nicht an der Basis angekommen seien. Darin werde geregelt, dass Auszubildende ein Aufenthaltsrecht für die Zeit der Ausbildung und zwei weitere Jahre erhalten, "damit ihnen und auch den Arbeitgebern eine Perspektive gegeben wird". Für ihn ist es unverständlich, dass die Ämter noch nicht so verfahren, da der politische Wille doch eindeutig vorhanden sei. "Welche Hürden gibt es bei der Beschäftigung von Flüchtlingen?", fragte Viersens MIT-Vorsitzender Joachim Feyen in die Runde, "wie kann den Betrieben geholfen werden?" Hatte Walter Hammes bedauert, dass es für jeden Flüchtling, der arbeiten wolle, keine "Steckbriefe" mit dessen Fähigkeiten und Wünschen gebe, so unterstrich der MIT-Kreisvorsitzende Maik Giesen (Tönisvorst) die Bereitschaft des Handwerks zur Ausbildung. Diedie Betriebe stößen jedoch auf eine riesige Bürokratie: "Der Amtsschimmel, der wiehert hier - das ist ein Wahnsinn!", machte er seinem Ärger Luft. Den konnte Viersens CDU-Vorsitzender Marc Peters verstehen, denn als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein ist er mit den Problemen täglich konfrontiert. Er mahnte zur Geduld und wies auf die zahlreichen Programme zur Integration hin, aber merkte auch an: "Ohne vernünftige Deutschkenntnisse kommen die Flüchtlinge in der Arbeitswelt nicht zurecht." Sicherlich, räumte Schummer ein, seien im vergangenen Jahr bei der Aufnahme der Flüchtlinge Fehler gemacht worden, weil die Bundesrepublik auf den Ansturm nicht vorbereitet gewesen sei. Mit Blick auf die Integration früherer Flüchtlingsströme ist er zuversichtlich, dass Merkels "Wir schaffen das" auch diesmal zu realisieren sei, aber "es wird nicht einfach". Gegen Stimmungsmache "durch die Schreier mit den braunen Streifen" helfe die sachliche politische Argumentation. Schumme machte deutlich: "Die AfD ist keine Partei für uns." Um die führende Stellung der CDU nicht zu gefährden, müssten auch die "Querschläge aus München" unterbleiben: "Es muss endlich Ruhe einkehren." Die jüngsten Wahlerfolge der AfD bereiten auch dem Viersener CDU-Chef Peters Sorgen, denn er befürchtet, dass sie sich - anders als die Piraten - dauerhaft etablieren könnte. Um sich mit ihr auseinanderzusetzen, müssen "wir unser christlich-konservatives Bild wieder nach außen transportieren". Die Berliner Parteispitze "mit ihrem Hang, mehr mitte-links fischen zu können", sieht er auf dem falschen Weg. Ihn überrascht der politische Klimaumschwung im Land: "Die Leute sind teilweise von Wut und Hass geprägt - das habe ich noch nie erlebt in den 25 Jahren, in denen ich politisch tätig bin." Quelle: RP
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