Nach der Begrüßung der MITglieder und Gäste durch den MIT-Vorsitzenden Peter Luths schilderte Sonja Jost ihre familiären Wurzeln, die auch in Italien liegen. Früh erwacht war ihr Interesse an der Chemie, welches sie zum Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und der Technischen Chemie an die TU Berlin führte. Als eine der Jahrgangsbesten mit dem Dipl.-Ing.-Abschluss versehen bekam sie anschließend diverse Stipendien für Forschungen auf dem Gebiet der Katalyse und leitete ein vom Bundesministerium für Wissenschaft finanziertes Projekt, ehe vor dreieinhalb Jahren aus dem Exzellenzcluster Katalyse der TU Berlin die Ausgründung der DexLeChem erfolgte, deren Mehrheitsgesellschafterin sie ist und deren Geschäfte sie führt.
DexLeChem bietet der Pharma- und Duftstoffindustrie patentierte Produktionsverbesserungen an, bei denen bisher unverzichtbare Ressourcen substituiert, reduziert oder wiederverwertet werden. Sie trägt so zur Chemiewende bei, indem die Nutzung bisher endlicher Rohstoffe in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft überführt wird. U.a. zählen der Pharmakonzern Sanofi-Aventis und Chemieproduzent Lonza zu den zufriedenen Kunden der derzeit zwölf Mitarbeiter. Weltweit werden in der Pharmaproduktion auf Erdöl basierende Lösungsmittel eingesetzt. Sonja Jost ist es mit ihrem Forschungsteam gelungen, diese verhältnismäßig teuren und bekanntlich nicht unbegrenzt verfügbaren Einsatzstoffe durch Wasser zu ersetzen. Zahlreiche Preise, Nominierungen und Auszeichnungen u.a. als „High Potential Young Leader“, für den European Academic Enterprises Award, mit dem Science4life Venture Cup, mit dem Victress Life Science Award, dem Next Economy Award und die Teilnahme an der MIT:FUTURA waren ebenso die Folge wie Vorlesungen in Technischer Chemie und Entrepreneurship und Beratungsmandate von Parteien, Verbänden, naturwissenschaftlichen Start-ups und nationalen und internationalen Institutionen aus den Bereichen Green Chemistry, Innovation und Entrepreneurship. Der nachhaltige Beitrag zur Chemiewende wird auch von den großen Chemie- und Pharmaproduzenten anerkannt. Gleichwohl ist ihre Produktion – noch – auf den Einsatz von Lösungsmitteln mit Erdöl ausgelegt, so dass die allgemeine Nutzung von wasserbasierten Lösungsmitteln noch auf sich warten lässt. Unbefriedigend für die wertegeprägte, fokussiert und leidenschaftlich arbeitende Sonja Jost, so dass spannend zu beobachten sein wird, wie die Entwicklung weitergeht. Und der Unterschied zwischen der Chemie und der Physik? Bei einer chemischen Reaktion entsteht ein neuer Stoff mit anderen Eigenschaften, während bei einem physikalischen Vorgang der Stoff identisch bleibt und sich allein sein Zustand ändern kann. Zahlreiche Anknüpfungspunkte für lebhafte „Gespräche MIT Genuss“. Nächster besonderer Gast in diesem Rahmen ist bei der 25. Auflage am 22.02.2017 der Lüneburger Spitzenpolitiker Dr. Bernd Althusmann, designierter CDU-Landesvorsitzender und –Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Januar 2018.
Empfehlen Sie uns!