Auf der Tagesordnung des 34. LMT stand neben dem Bericht des Landesvorstandes und der Aussprache insbesondere die Fachkräfteproblematik. Im eingeladenen Fachvortrag stellte Holger Bock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest, die aktuelle Arbeitsmarktsituation in Thüringen und Strategien zur Arbeitskräftegewinnung und -sicherung vor. Das Anforderungsniveau der Arbeitgeber und die vorhandenen Berufsabschlüsse der Arbeitslosen klaffen weit auseinander. Eine Qualifizierung und insbesondere eine abschlussorientierte Qualifizierung werden wichtiger. Durch das Gesetz zur Stärkung der Chancen für Qualifizierung und für mehr Schutz in der Arbeitslosenversicherung wurde die Weiterbildungsförderung für Beschäftigte erweitert und neu gefasst. Arbeitsentgeltzuschüsse für alle Weiterbildungen sind möglich. Die Förderung setzt zwar grundsätzlich eine Kofinanzierung durch den Arbeitgeber voraus, aber die Förderhöhe
orientiert sich maßgeblich an der Betriebsgröße und beträgt bei KMU z.T. je nach Qualifizierungsmaßnahme 100%.
In der angeregten Diskussion der Delegierten, unter denen mehrere Ausbilder für Industrie und Handwerk vertreten waren, wurde eine Stärkung der beruflichen und arbeitsweltlichen Orientierung in der Schule gefordert. Erste Erfahrungen mit dem Modell zur Erprobung von 4 Berufsfeldern direkt in Unternehmen in der Jahrgangsstufe 9 sind überwiegend positiv. Doch trotz aller Angebote zur Qualifizierung bzw. Reduktion von Ausbildungsabbrüchen müssen weitere Maßnahmen zur Deckung der Fachkräftelücke ergriffen werden. Derzeit sind in Thüringen 15% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten Pendler in die benachbarten Bundesländer. Um den Anteil der Frauen mit Vollbeschäftigung statt Teilzeit zu erhöhen, werden dringend mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten benötigt. Und schließlich muss die Bearbeitungszeit zur Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen ausländischer Fachkräfte in Thüringen erheblich beschleunigt werden. Derzeit liegen die Wartezeiten zwischen 9 bis 12 Monaten.
Diese Forderungen wird die MIT Thüringen in ihr wirtschaftspolitisches Grundsatzpapier aufnehmen. Vor dem Hintergrund der in 2024 anstehenden Kommunal- und Landtagswahlen wird das Grundsatzpapier zur Zeit in den MIT Fachkommissionen aktualisiert bzw. ergänzt. Die konkreten Forderungen, die als Wahlprüfsteine an die kandidierenden Parteien für die Landtagswahl gerichtet sein werden, sollen Anfang 2024 veröffentlicht werden - pünktlich vor der heißen Phase der Wahlkämpfe.
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